BiblioFreak: Eine nationale Imagekampagne für Bibliotheken

    Bibliotheken und ihre breite Angebotspalette sollen in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen werden, um auf diese Weise neue Nutzergruppen zu erschliessen und die Finanzierung zu sichern. Das sind die Ziele der nationalen Imagekampagne BiblioFreak, die, getragen von einem breit abgestützten Aktionskomitee und finanziert von Bund und Kantonen, am 23. April 2015, dem Welttag des Buches, gestartet ist.

    (Bilder: ©bibliofreak) Nationale Imagekampagne für Bibliotheken

    Bibliotheken haben ihr Angebot in den letzten Jahren stark ausgebaut und den modernen Informationsbedürfnissen angepasst. Trotzdem ist ihr Image bei vielen Nicht-NutzerInnen immer noch das einer leicht angestaubten Bücherausleihstation. Längst bieten Bibliotheken aber mehr: Sie sind Veranstaltungsort und Treffpunkt, sie sind Lesesaal, Lernort und Internet-Café, und sie sind Garant, dass verlässliche Informationen – sei es in digitaler oder analoger Form – allen Interessierten niederschwellig zur Verfügung stehen.

    Der stetige Ausbau und die Vielfalt des Angebots kosten. Finanzielle und ideelle Unterstützung erhalten Bibliotheken nur, wenn sichtbar ist, dass sie mit ihren Dienstleistungen zur Lebensqualität beitragen. Ohne Aufmerksamkeit kein Geld. Dies zeigt die von der Bill & Melinda Gates Fundation 2008 finanzierte Studie «From Awareness to Funding – A study of library support» deutlich. Die Bibliothek muss zeigen, dass sie ein wichtiger Bestandteil der «Community», der Gemeinde ist. Nur so sichert sie sich die Unterstützung der Trägerschaft. In der Schweiz sind das meist die Gemeindebehörden.

    In der Folge der Studie startete 2010 die Bill & Melinda Gates Fundation gemeinsam mit dem Online Computer Library Center OCLC, eine Non-Profit-Organisation im Dienste von Bibliotheken: die Imagekampagne «Geek the Library» (www.geekthelibrary.org). Die Resonanz war enorm. Mittlerweile läuft die Testimonial-Kampagne, in der sich Bürgerinnen und Bürger als leidenschaftliche Fans von Bibliotheken bekennen, im sechsten Jahr und in 40 von 50 US-Bundesstaaten. Das Schwergewicht der Kampagne liegt auf regionalen Aktionen, dank denen die Bibliotheken nicht nur mit ihren Nutzerinnen und Nutzern, sondern auch mit Menschen ins Gespräch kommen, die bisher deren Angebote nicht nutzten. Möglicherweise tun sich amerikanische Bibliotheken etwas leichter, ihre Dienste offensiv anzupreisen. Hier wie dort ist aber klar: Auch wer Bibliotheken nicht nutzt, kann deren Rolle im Gemeindeleben durchaus wichtig finden und sich dafür einsetzen, dass diese für die Zivilgesellschaft wichtigen Institutionen finanziell ausreichend alimentiert werden. Der Erfolg in den USA zeigt sich nicht nur in der Zunahme der Nutzung von Bibliotheken und dem zusätzlichen Fluss von Spendengeldern. Sondern vor allem auch in den Tausenden von Amerikanerinnen und Amerikaner, die sich als «BiblioGeek» bekannt haben und damit – ganz amerikanisch – ausdrücken: «I love my library.»

    BiblioFreak in der Schweiz
    Der Erfolg in den USA bewog die OCLC, die Kampagne im deutschsprachigen Europa zu lancieren. Am Testlauf 2013 nahmen fünf Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz teil. Die Kantonsbibliothek Baselland war für die Schweiz am Pilot dabei. Auf Grund der positiven Reaktionen beschloss im Januar 2014 ein breit abgestütztes nationales Aktionskomitee, die Kampagne unter dem Schlüsselbegriff «BiblioFreak» in der Schweiz umzusetzen, und zwar in drei Landessprachen.

    Die auf zwei Jahre angelegte Kampagne wird vom Bundesamt für Kultur und von den Kantonen finanziert. Bereits haben 19 Kantone ihre finanzielle Unterstützung zugesagt. Trägerschaft ist die Schweizerische Konferenz der Kantonsbibliotheken. BiblioFreak Schweiz verfolgt zwei Strategien: Zum einen geht es darum, Bibliotheken ins Gespräch zu bringen, ihre Bekanntheit zu steigern und die vielfältigen Leistungen der Bibliotheken sichtbar zu machen. Zum andern soll der Kreis der Nutzerinnen und Nutzer erweitert, das (lokal)politische Engagement für Bibliotheken aktiviert und so das nachhaltige Engagement der Träger gesichert werden. Offizieller Start war am 23. April 2015, dem Welttag des Buches.

    Die Aktionsmaterialien, für die USA von der renommierten Werbeagentur Leo Burnett konzipiert, wurden den schweizerischen Gegebenheiten angepasst und in Deutsch, Französisch und Italienisch adaptiert. Der Zürcher Fotograf Dominic Büttner hat zehn BiblioFreaks für die Kampagne porträtiert. Eine eigene Webseite www.bibliofreak.ch und ein Facebook-Account www.facebook.com/bibliofreakCH bilden die interaktiven Drehscheiben der Kampagne. Kernelement sind auch hierzulande Testimonials: Menschen bekennen sich öffentlich zu ihrer Bibliothek und erklären, warum sie BiblioFreaks sind. Den wichtigsten Part spielen jedoch die Bibliotheken und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit eigenen Ideen und nicht alltäglichen Aktionen sollen sie dafür sorgen, dass ihre Bibliothek im regionalen Umfeld stärker wahrgenommen wird. BiblioFreak unterstützt sie dabei mit Rat, Tat und mit Kampagnenmaterialien wie T-Shirts, Beachflags, Plakaten usw. Was wo und wie eingesetzt wird, bestimmen weitgehend die Bibliotheken selbst. Deren Bedürfnisse wurden in Workshops erfragt und entsprechende Materialien und Vorlagen bereitgestellt.

    Die Reaktionen in den schweizweit durchgeführten zehn Workshops waren ausgesprochen positiv und das bisherige Echo übertrifft die Erwartungen bei Weitem: Ursprüngliches Ziel der Kampagnenverantwortlichen war es, bis Ende 2016 300 Bibliotheken für eine Mitarbeit zu gewinnen. Inzwischen haben sich schon über 180 Bibliotheken angemeldet, und das noch vor dem offiziellen Start. Das Spektrum der mitwirkenden Institutionen reicht vom kleinen, mobilen Bibliobus im Jura über das Informations- und Medienzentrum der Zürcher Hochschule der Künste und die Pro Senectute Bibliothek bis zur Nationalbibliothek in Bern und spiegelt die Vielfalt der Bibliothekslandschaft Schweiz. Die Imagekampagne BiblioFreak will dafür sorgen, dass sie auch in Zukunft so vielfältig bleibt.

    pd

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